Am 10.07.23 wurde das Schloss des Gemeindehauses in Nettetal-Lobberich in Nordrhein-Westfalen aufgebrochen und ein irakisches Ehepaar, das in der Kirchengemeinde Schutz gefunden hatte, gewaltsam zum Flughafen Düsseldorf verbracht. Die traumatisierte Ehefrau brach zusammen, wurde von dem mitgebrachten Arzt allerdings für reisefähig erklärt. Ein hinzugerufener Notarzt durfte die Frau nicht behandeln.
Am Flughafen Düsseldorf kollabierte die Frau erneut und schließlich musste die Abschiebung abgebrochen werden. Statt nun aber eine Rückkehr in den sicheren Raum der Kirche zu ermöglichen, wurde das Ehepaar in die Abschiebehaft nach Darmstadt verbracht. Für den 25.07.23 ist ein erneuter Abschiebetermin angesetzt.
Die beiden sollen nach Polen abgeschoben werden, wo sie Europa zuerst betreten haben. Polen ist bekannt für seine menschenunwürdige Behandlung von Geflüchteten in gefängnisähnlichen Lagern.
Das Vorgehen der Ausländerbehörde Viersen widerspricht allen geltenden Absprachen zwischen BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) und Kirchen. Kommunale Behörden akzeptieren in aller Regel den Schutzraum der Kirchen für geflüchtete Menschen. „Kirchenasyl bringt diesen Menschen die Chance auf ein erneutes faires Asylverfahren, um Fluchtgründe glaubhaft zu machen. Viele Menschen bekommen dadurch ein Bleiberecht zuerkannt,“ so Pfarrer Andreas Schwöbel, der in der Darmstädter Matthaeus-Gemeinde seit vielen Jahren geflüchteten Menschen im Rahmen des Kirchenasyls Schutz anbietet.
„Wir protestieren aufs Schärfste gegen das Eindringen der Beamten in einen geschützten Kirchenraum und die brutale Behandlung von Menschen, die einen langen Fluchtweg hinter sich haben und in Europa bereits unmenschliche Behandlung erfahren haben,“ sagt Dorothea Köhler, Sprecherin von community for all. „Es ist nicht zu akzeptieren, dass eine Ausländerbehörde eigenmächtig geltende Absprachen bricht. Kirchenasyl ist oft die letzte Möglichkeit, auf besondere humanitäre Notlagen zu reagieren“. Das Ehepaar ist traumatisiert und war in Polen bereits unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert.
Wir stehen solidarisch hinter dem kurdischen Ehepaar und fordern die Behörden auf, die vollkommen inakzeptablen Pläne für ihre Überstellung nach Polen einzustellen. Wir fordern die sofortige Freilassung des Ehepaares und Sicherheit für beide.